Daten statt Bauchgefühl
– wie KI den Möbelmarkt (positiv) verändern kann

In vie­len Branchen sind sich Unternehmen bewusst, dass sie ungeah­nte Chan­cen nutzen kön­nten wenn sie nur wüssten, was sie wis­sen. Unvorstell­bar groß sind die Daten­men­gen, die mit­tler­weile in den Unternehmen vor­liegen. Aber oft fehlen ihnen die Kapaz­itäten für einen durch­dacht­en Umgang mit dieser Herausforderung.

Kün­stliche Intel­li­genz spielt im All­t­ag der Men­schen bere­its eine wichtige Rolle. Meist sind wir uns aber gar nicht bewusst, wie sehr wir uns bere­its auf entsprechende Tools ver­lassen. Dabei sind die Anwen­dungs­felder bre­it gefächert: Gesicht­serken­nung, Spam­fil­ter in E‑Mail-Pro­gram­men, Smart Home-Sys­teme, Nav­i­ga­tion­ssys­teme, Sprachas­sis­ten­ten wie Alexa, Cor­tana oder Siri, Über­set­zung­spro­gramme, Assistiertes Fahren mit Ein­parkhil­fe, Abstand­sre­gler und Brem­sas­sis­ten­zsys­tem, Cyber­sicher­heit, Bekämp­fung von Desin­for­ma­tion, Gesund­heit, Verkehr und Logis­tik, Ver­ar­bei­t­en­des Gewerbe, Ernährung und Land­wirtschaft oder Wet­ter­prog­nosen. Über­all kommt KI zum Einsatz.

Mit der Diskus­sion um Chat­G­PT hat das The­ma KI seit Jahres­be­ginn allerd­ings deut­lich mehr Aufmerk­samkeit in der öffentlichen Diskus­sion bekom­men – in Kor­re­la­tion zu der Anzahl der Nutzer und den Invest­ments: Inner­halb von nur 5 Tagen haben sich eine Mio. Nutzer bei Chat­G­PT reg­istri­ert. (Zum Ver­gle­ich: Net­flix hat dafür 3,5 Jahre benötigt.) Und bis März 2023 sind über 1 Mrd. US-Dol­lar in das Mut­terun­ternehmen Ope­nAI geflossen.

Aber KI gibt es nicht nur im Sil­i­con Val­ley. Auch für den deutschen Mit­tel­stand bietet die Tech­nolo­gie eine Vielzahl von Möglichkeit­en, um beste­hende Prozesse zu verbessern oder neue Lösun­gen über­haupt erst zu etablieren. Die Ein­satzmöglichkeit­en umfassen die Bereiche:

  • Kun­den­er­fahrung
  • Liefer­ket­ten­man­age­ment

  • Per­son­al­we­sen
  • Betrugserken­nung

  • Wis­sens­gener­ierung

  • Forschung & Entwicklung

  • Echtzeit-Betrieb-Opti­mierung

  • Vorauss­chauende Analy­sen („Fore­cast­ing“)

  • Kun­den­be­treu­ung

  • Risiko­man­age­ment & Analytik

  • Echtzeit-Betrieb-Opti­mierung

  • Kun­denein­blicke & Feedbackmanagement

Eine aktuelle Bitkom-Umfrage zeigt, dass KI-Tools in deutschen Unternehmen schon jet­zt im Mar­ket­ing vielfach angewen­det wer­den. Auch in der Pro­duk­tion und im Einkauf nutzen mehr als die Hälfte der Unternehmen bere­its entsprechende Pro­gramme. Per­spek­tivisch wollen die Unternehmen KI aber in fast allen Bere­ichen noch deut­lich stärk­er nutzen – unter­ge­ord­net sind lediglich die Bere­iche Forschung & Entwick­lung, Recht und Steuern (vielle­icht, weil es auf diesen Anwen­dungs­feldern noch an Fan­tasie man­gelt). Inter­es­sant: Im Gegen­satz zu kon­ven­tionellen IT-The­men ist KI offen­bar Chef­sache, wie eine Erhe­bung von Kien­baum and Ada ergeben hat („Lead­er­ship in the Age of Tech­no­log­i­cal­ly Assist­ed Decision-Making“).

Der Grund dafür leuchtet ein: Unternehmensführung ist heute hochkom­plex. Die Anzahl der The­men und die Flut der Infor­ma­tio­nen hat im dig­i­tal­en Zeital­ter aus Man­age­ment-Per­spek­tive stark zugenom­men. Nun kön­nen KI-Sys­teme das Man­age­ment dabei unter­stützen, Entschei­dun­gen zu fällen. Sie nehmen den Men­schen die Entschei­dun­gen allerd­ings nicht ab. Ger­ade in kri­tis­chen Bere­ichen (wie Medi­zin oder Finanzwe­sen) muss der Entschei­der ver­ste­hen, warum der Algo­rith­mus etwas emp­fiehlt. Nur so lässt sich die Empfehlung kon­trol­lieren. Wer aber gewis­senhaft und reflek­tiert mit KI umge­ht, kann Entschei­dun­gen auf ein­er bre­it­eren Grund­lage absichern.

Dem Fore­cast­ing, also der Vorher­sage von zukün­fti­gen Entwick­lun­gen, kommt dabei eine beson­ders bedeut­same Rolle zu. Durch die Ver­wen­dung von Machine-Learn­ing-Algo­rith­men kön­nen große Daten­men­gen analysiert und Muster erkan­nt wer­den, die für men­schliche Experten schw­er zu erken­nen wären. Dadurch kön­nen KI-basierte Fore­cast­ing-Sys­teme präzis­ere Vorher­sagen tre­f­fen und bessere Entschei­dun­gen ermöglichen. Zum Beispiel kön­nen Trends in Verkaufs­dat­en erkan­nt und Vorher­sagen über zukün­ftige Verkauf­szahlen getrof­fen wer­den, was für Unternehmen bei der Pla­nung von Pro­duk­tions- und Liefer­ket­ten entschei­dend sein kann.

Insofern macht es wenig Sinn, KI in den Kern­bere­ichen der Möbel­branche erst per­spek­tivisch zu nutzen, denn schon jet­zt gibt es Lösun­gen, mit denen sich beispiel­sweise die Liefer­per­for­mance der Liefer­an­ten ver­fol­gen und auswerten lässt. Und wer wün­scht sich nicht zu wis­sen, welche Möbel die Ver­brauch­er konkret nach­fra­gen bzw. nach­fra­gen wer­den? Mit Fore­cast­ing-Analy­sen lassen sich Aus­sagen über Farb- und Mate­ri­al­trends tre­f­fen, die direkt in die Pro­duk­ten­twick­lung ein­fließen können.

Damit wären wir allerd­ings schon bei der KI-Königs­diszi­plin, denn bevor sich ein Unternehmen der­ar­ti­gen Anwen­dun­gen zuwen­det, müssen die Grund­la­gen geschaf­fen wer­den – wie die „Data Sci­ence Hier­ar­chy of Needs“ von Mon­i­ca Rogati ver­an­schaulicht. Kün­stliche Intel­li­genz benötigt eine saubere Daten­ba­sis. Das ist die Grund­lage für selb­stler­nende Algo­rith­men. Oder um es noch sim­pler zu fassen: Ohne Dig­i­tal­isierung keine Daten!

Was selb­stver­ständlich klingt, ist es allerd­ings nicht. Was den Dig­i­tal­isierungs­grad der EU-Län­der nach dem DESI-Index bet­rifft, lan­det Deutsch­land im Jahr 2022 ger­ade mal auf dem 13. Platz. Die Top 5‑Nationen liegen weit­er nördlich: Finn­land, Däne­mark, die Nieder­lande, Schwe­den und Irland.

Was auf Län­derebene gilt, sollte sich aber auch jed­er Unternehmer selb­st gewis­senhaft fra­gen: Wo ste­ht die eigene Fir­ma generell beim The­ma Dig­i­tal­isierung? Eine Bitkom-Unter­suchung hat diese zen­trale Frage gestellt ¬– mit einem zwiespälti­gen Ergeb­nis. Nur 35 Prozent aller Fir­men sehen sich als dig­i­tale Vor­re­it­er, 58 Prozent ord­nen sich als Nachzü­gler ein. Und: Je klein­er die Unternehmensgröße desto schlechter wird die Selb­st­be­w­er­tung. Der Mit­tel­stand sieht sich selb­st als Nachzügler.

Dabei liegen in der Dig­i­tal­isierung wichtige Schritte für die Zukun­ftssicherung. Bis­lang ging es bei entsprechen­den Pro­jek­ten um die Anbindung von Sys­te­men und um effiziente Geschäft­sprozesse. Nun geht es darum, den näch­sten Schritt zu machen. Denn heute ermöglichen Dat­en Automa­tisierung, Opti­mierung, präzise Vorher­sagen und Echtzeit­be­w­er­tun­gen, was wiederum den Weg für kün­ftige Geschäft­sideen ebnet. Mor­gen wer­den durch die inte­gra­tive Daten­nutzung riesige Poten­ziale und neue daten­basierte Geschäftsmod­elle entstehen.

Also ran an Big Data! Schaf­fen Sie eine Datenkul­tur in Ihrem Unternehmen! Schon jet­zt wer­den bei Ihnen sicher­lich viel­er­lei Dat­en gesam­melt. Doch Big Data und KI gehen über den Punkt hin­aus, im eige­nen Dat­en-Satz zu kochen. Das große Poten­zial liegt für die Möbel­branche im Bench­mark­ing. Dafür müssen sich Unternehmen öff­nen, es müssen Stan­dards aufge­set­zt wer­den, damit nicht Äpfel mit Bir­nen ver­glichen werden.

Hier meldet sich allerd­ings nach mein­er Erfahrung oft­mals die Angst. In der Möbel­branche gibt es viele Vor­be­halte, die gegen eine offene Datenkul­tur sprechen: Daten­schutz, Sicher­heit­srisiken, Anwen­dungs­fehler, man­gel­nde Beherrschbarkeit, Haf­tungsverpflich­tun­gen etc. – das sind alles gute Gründe, von denen aber kein einziger nicht beherrschbar wäre. Und klar ist auch: Die Alter­na­tive führt in die Iso­la­tion. Außer­dem gibt es bere­its erprobte Instanzen, wie das DCC in Her­ford, das sich mit Stan­dar­d­isierungs­fra­gen her­vor­ge­tan hat und mit dem die Branche auch die näch­sten Schritte auf der Dig­i­tal­isierungspyra­mide gehen kann.

Und ja Gefüh­le der Über­forderung sind zuläs­sig. Denn wir haben die Indus­trie 4.0 noch nicht ein­mal voll­ständig absolviert und ste­hen mit einem Bein schon in der Indus­trie 5.0, wenn man sich die Stufen der Indus­tri­al­isierung vor Augen hält.

  • Indus­trie 1.0 Mech­a­nisierung um 1800
  • Indus­trie 2.0 Massen­pro­duk­tion durch Elek­triz­ität um 1900
  • Indus­trie 3.0 Automa­tisierung durch Com­put­ertech­nolo­gien in den 1970ern
  • Indus­trie 4.0 Ein­satz Dig­i­taler Tech­nolo­gien (2010+)
  • Indus­trie 5.0 Algo­rith­men, Kün­stliche Intel­li­gen­zen, Möglichkeit­en virtueller Welten

Aber die Dig­i­tal­isierung wird sich nicht wieder zurück­drehen lassen, also ist es der sin­nvollere Weg, sich diesen The­men zu stellen. Wer die Indus­trie 5.0 mit­gestal­ten möchte, hat dazu eine sehr konkrete Gele­gen­heit: Das vom Bun­desmin­is­teri­um für Bil­dung und Forschung geförderte Pro­jekt furnFUSION soll als Ini­tia­tive der gesamten Branche Wohnen & Ein­richt­en dabei helfen, sich mit Big Data & KI auf die Zukun­ft vorzu­bere­it­en. Inter­essen­ten sind dazu ein­ge­laden, bei den Think­tanks im Rah­men des furn­Fu­sion-Pro­jek­ts mitzu­machen. (Dazu ein­fach eine Mail an info@moebeldigital.de schreiben.) Die Dig­i­tal­isierung eröffnet jede Menge Chan­cen für die Möbel­branche – pack­en wir’s an!

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