Worum geht es bei diesem Thema?

Shared Deliv­ery ist ein Mod­ell, bei welchem ver­schiedene Han­del­sun­ternehmen eine strate­gis­che Part­ner­schaft einge­hen, um ihre Kun­den an allen Stan­dorten deutsch­landweit beliefern zu kön­nen, ohne dabei auss­chließlich auf die eige­nen logis­tis­chen Möglichkeit­en angewiesen zu sein.

Viele Händler haben regionale Schw­er­punk­te, die sie beliefern: bspw. dort, wo deren Logis­tikzen­tren zu find­en sind. Nur an diesen Orten kön­nen sie mit gerin­gen Kosten alle Kun­den in einem genau definierten Umkreis mit kurz­er Lieferzeit zuver­läs­sig mit der gewün­scht­en Ware ver­sor­gen. Um die Kun­den­zufrieden­heit und den Umsatz sowie die eigene Mark­t­po­si­tion zu steigern, ist es jedoch vorteil­haft, den gesamt­deutschen Markt zuver­läs­sig beliefern zu können.

Der End­kunde möchte meist die Ware an seinem Wohnort erhal­ten, der oft außer­halb des Liefer­ge­bi­ets des Händlers liegt. Hierzu liefert ein Händler die Waren von dessen Logis­tikzen­trum zu dem Logis­tikzen­trum eines Part­ner-Händlers in die Region, in welch­er er nicht vertreten ist. Dieser Part­ner übern­immt dann die Aus­liefer­ung zu den End­kun­den. Somit teilt man sich die Liefer­strecke – daher auch der Name Shared Delivery.

Um diese Art von Liefer­ung möglichst effizient abwick­eln zu kön­nen, sind dig­i­tal gestützte Prozesse zwin­gend erforder­lich.  Die Umset­zung kann über eine direk­te Inte­gra­tion des Date­naus­tausches zwis­chen den Waren­wirtschaften der bei­den Händler erfol­gen. Alter­na­tiv dazu gibt es Kol­lab­o­ra­tionsplat­tfor­men, die diesen Vor­gang von der Auf­tragserteilung bis zur Zahlung abbilden.

Für wen ist das sinnvoll?

Shared Deliv­ery ist für alle Händler sin­nvoll, die poten­zielle Kun­den an jedem Ort in Deutsch­land beliefern und mit diesem flex­i­blen Liefer­ver­sprechen

auch Neukun­den für sich gewin­nen wollen. Ein Händler kann bei diesem Konzept bei­de Rollen ein­nehmen – das heißt, er kann entwed­er einen Auf­trag zur Beliefer­ung aufgeben oder einen Auf­trag eines anderen Händlers zur Liefer­ung annehmen.

Welchen Nutzen bringt das?

Während der Kunde bei einem Händler ohne Shared Deliv­ery auf seinen Wun­schar­tikel verzicht­en müsste und dadurch ein Gefühl der Unzufrieden­heit entste­ht, wird der Kunde einen Händler mit Shared Deliv­ery pos­i­tiv assozi­ieren, da dieser mit einem beson­deren Ser­vice aufwarten kann und bere­it ist, die Extrameile für seinen Kun­den zu gehen.

Dies wird die Kun­den­zufrieden­heit und die Loy­al­ität zum jew­eili­gen Händler nach­haltig pos­i­tiv bee­in­flussen. Aus Sicht des Händlers bedeutet das, dass ihm kein Umsatz ent­ge­ht. Er kann jedem Kun­den deutsch­landweit seine Pro­duk­te anbi­eten und ist damit nicht nur an ort­san­säs­sige Kun­den gebun­den. Je nach Ver­trag zwis­chen den Part­nern kann bspw. eine Pro­vi­sion für den Han­delspart­ner aus­ge­han­delt wer­den, der die Liefer­ung durch­führt. Umgekehrt hat dieser beliefer­nde Part­ner die Möglichkeit, seine Kun­den durch Shared Deliv­ery deutsch­landweit durch Part­ner-Händler beliefern zu lassen.

Diese bei­d­seit­i­gen Vorteile liegen auf der Hand. Weit­er­hin aber kön­nen Kun­den kürzere Lieferzeit­en ange­boten wer­den, als es bei ein­er Beliefer­ung in Eigen­regie der Fall wäre. Der Her­steller eines bestell­ten Pro­duk­tes verze­ich­net bei Shared Deliv­ery eben­falls pos­i­tive Rück­wirkun­gen. So hat er wie der Händler durch die Kaufentschei­dung des Kun­den keine Umsatzein­bußen, da Aufträge weit­er­hin platziert wer­den. Der Her­steller beliefert lediglich einen anderen aus­liefer­n­den Händler – darüber hin­aus muss er seinen Logis­tikprozess nicht ändern.

Wie geht man vor?

Wichtig für den Beginn dieser Zusam­me­nar­beit und der dig­i­tal­en Prozess­ab­wick­lung (Inhouse oder über ein Por­tal), ist die Ein­führung des elek­tro­n­is­chen Date­naus­tausches, die Anbindung der Waren­wirtschaft und die organ­isatorischen Anpas­sun­gen in der Organ­i­sa­tion. Sobald diese Bedin­gun­gen erfüllt sind, gilt es, Part­ner für die Zusam­me­nar­beit zu suchen und entsprechende Kon­di­tio­nen ver­traglich zu vere­in­baren. Hier bietet es sich an, andere Händler anzus­prechen, die bspw. Mit­glied im gle­ichen Einkaufsver­bund sind. Der Vorteil bei ein­er gemein­samen Mit­glied­schaft in einem Einkaufsver­bund liegt darin, dass hier ggf. nicht mit jedem einzel­nen Mit­glied eines Einkaufsver­bunds ein Ver­trag zum Shared Deliv­ery abgeschlossen wer­den muss, son­dern nur eine ein­heitliche Vere­in­barung – über­greifend für den betr­e­f­fend­en Einkaufsverbund.

Das gemein­same Ziel, den Erwartun­gen des Kun­den im dig­i­tal­en Zeital­ter gerecht zu wer­den und die Kun­den­zufrieden­heit an die erste Stelle zu set­zen, kann mit Shared Deliv­ery stärk­er in den Vorder­grund gerückt wer­den. Let­z­tendlich geht es um die gegen­seit­ige Unter­stützung der Händler bei der Mark­po­si­tion­ierung, von der am Ende alle beteiligten Parteien prof­i­tieren und sich eine Win-Win Sit­u­a­tion ergibt.

Wie aufwändig ist die Einführung?

Nach der Ein­führung des elek­tro­n­is­chen Nachricht­e­naus­tausches ist eine Erweiterung um die Abwick­lung der Shared Deliv­ery mit min­i­malem Aufwand möglich. Lediglich die Suche nach Händlern, die als Part­ner fungieren möcht­en, kann eine Her­aus­forderung darstellen. Hier gilt es dann, sein Gegenüber zu überzeu­gen und diesem die Vorteile aufzeigen, die zum einen Shared Deliv­ery als Konzept und zum anderen die dig­i­tale Abwick­lung von Shared Deliv­ery über ein web­basiertes Konzept mit sich brin­gen. Die Effizienz der Prozesse wird durch den Grad der Dig­i­tal­isierung in den Unternehmen bes­timmt. Manuelle Prozess­bear­beitung hinge­gen ist zum einen nicht zielführend, und zum anderen sehr kosten- und zeitintensiv.

Gibt es Fallstricke bei der Einführung?

Ein Fall­strick ist in diesem Zusam­men­hang, dass nicht alle Mitar­beit­er bere­it sind, auf den neuen Prozess der Shared Deliv­ery umzusteigen. Das würde bedeuten, dass auch Shared Deliv­er­ies über bish­erige, alte Prozesse abgewick­elt wer­den, wodurch keine ein­heitliche stan­dar­d­isierte Vor­gangs­bear­beitung im Unternehmen zu Stande kommt. Daraus kön­nen Abstim­mung­sprob­leme, per­ma­nen­ter per­son­al­in­ten­siv­er Klärungs­be­darf, höhere Bear­beitungszeit­en, inkon­sis­tente Dat­en und somit sich­er Mehrkosten resul­tieren. Deshalb ist es äußerst wichtig, alle Mitar­beit­er ins Boot zu holen, diese zu überzeu­gen und ein Com­mit­ment von allen Beteiligten zu erhalten.

Im Hin­blick auf unternehmerische Part­ner­schaften kön­nen Her­aus­forderun­gen dahinge­hend auftreten, dass bspw. eine Partei Shared Deliv­ery ein­seit­ig nutzt – sich also nur der Lieferser­vices der Part­ner bedi­ent, selb­st aber aus Wet­tbe­werb­s­grün­den nicht bere­it ist, Waren der anderen Händler an deren Kon­sumenten auszuliefern. Um dem ent­ge­gen­wirken zu kön­nen, ist es unab­d­ing­bar, dass die Parteien das gle­iche Ver­ständ­nis von den Poten­tialen von Shared Deliv­ery haben und das gle­iche Ziel ver­fol­gen – näm­lich die Steigerung der Kundenzufriedenheit.

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